Blindenleitsystem nach DIN
Blindenleitsysteme für flächendeckende Barrierefreiheit
Blindenleitsysteme ermöglichen blinden Menschen und Menschen mit einer hochgradigen Sehbehinderung die Teilhabe am öffentlichen Leben. Mit Moedel ergänzen Sie Gebäude und öffentliche Räume durch Blindenleitsysteme und leisten so einen Beitrag zum gesellschaftspolitischen Ziel der Inklusion. Wir begleiten Sie bei der Realisierung von Blindenleitsystemen – von der ersten Idee über die Konzeption bis hin zur Umsetzung.
Was ist ein Blindenleitsystem?
Erstmals in den 1960er Jahren durch den Ingenieur Seichi Miyake in Japan entwickelt, wurden die ersten Bodenelemente als Ursprung eines Blindenleitsystems Anfang der 1980er Jahre in Deutschland als einfache Orientierungshilfen verlegt und verwendet. Im Jahr 2000 erschien die erste Blindenleitsysteme DIN-Norm, da die Wichtigkeit einer Regelung erkannt wurde. Unter einem Blindenleitsystem versteht man heutzutage:
Verschiedene Elemente, die zu einer sinnvollen Kennzeichnung werden, die es Blinden und (hochgradig) sehbehinderten Menschen ermöglicht, sich mithilfe eines Blindenstocks (auch Pendelstock genannt) oder ihrer Finger (tastend) selbständig (im Verkehr bzw. Verkehrsraum) und öffentlich zu bewegen, dadurch, dass sie die benötigten Informationen fühlen oder hören.
Ein Mensch mit Sehbehinderung greift verstärkt auf seinen Hör- und Tastsinn zurück. Genau diese sollen mit einem Blindenleitsystem angesprochen werden.
Produktkategorien, Artikel und Bestandteile im Bereich der Blindenleitsysteme
Taktile Bodenleitsysteme
Ein Bodenleitsystem besteht aus taktilen Bodenindikatoren, dies sind entweder Noppen oder Leitstreifen. Unsere Produkte heben sich durch einen hohen taktilen, akustischen und optischen Kontrast vom Boden (z. B. Beton) ab und sind ein besonders wichtiger Bestandteil bereits vor den Gebäuden. Wir bieten Ihnen unterschiedliche Größen und Farben für Ihre Flächen und Wege an. Als Unterstützung für die Montage empfehlen wir unsere praxisbewährte Verlegeschablone. Unsere Noppen und Leitstreifen können Sie bei der Verlegung kleben oder bohren. Beides erfüll höchste Ansprüche. |
Taktile Lagepläne
Taktile Übersichtspläne sind elementare Bestandteile von barrierefreien Blindenleitsystemen. Sie ermöglichen eine eigenständige und zielgerichtete Orientierung für Menschen mit beeinträchtigtem Sehvermögen. Sie liefern wichtige Hinweise zur Verortung und Orientierung (z. B. im Rathaus, auf Straßen, in Einrichtungen usw.). Von kontrastreichen farbigen Darstellungen profitieren nicht nur Sehbehinderte sondern diese schaffen auch einen Mehrwert für Sehende. Piktogramme, Symbole und Strukturen sind optisch und taktil erfahrbar. Übersichtspläne können beispielsweise als taktile Pultaufsteller in unterfahrbarer Form oder als Wandwegweiser mit taktilem Lageplan produziert werden. |
Taktile Türschilder
Mit erhabener Profilschrift und Braille stellen wir taktile Türschilder her. Diese erlauben auch Sehbehinderten detaillierte Informationen zu Raumnummern und Raumfunktionen zu lesen. Alle Türschilder unserer können auch mit kontrastreicher Beschriftung in Profilschrift und Brailleschrift hergestellt werden. Die Farbigkeit kann dabei an das vorhandene Design angepasst werden. Neben der taktilen Beschriftung haben Sie weiterhin die Möglichkeit, mit unserer papierflexiblen Ausstattung der Türschilder Ihre Motive flexibel zu erstellen und bei Bedarf auch zu wechseln. |
Taktile Handlaufschilder
Bei uns finden Sie Ihr Handlaufschild mit Standardtexten oder nach Ihren Vorgaben. Handlaufbeschriftungen von uns werden für jeden Handlauf und Durchmesser gefertigt. Spezielle Wünsche erfüllen wir gerne! Nehmen Sie hierzu Kontakt zu uns auf. |
Ein wichtiger Schritt für mehr Inklusion
Barrierefreiheit ist nicht nur ein gesetzlicher Standard, sondern sollte vor allem ein Zeichen von Respekt und Chancengleichheit sein. Gerade im öffentlichen Raum sind Produkte nötig, die allen Menschen (unabhängig von ihren individuellen Fähigkeiten), den Zugang zu Informationen und Räumen ermöglichen. Unsere Produkte helfen Umgebungen inklusiver zu gestalten. Wir bieten maßgeschneiderte Lösungen, die Funktion mit Ästhetik verbinden. Erfahren Sie mehr darüber unter unserem Punkt Taktile Leitsysteme.
Gesetze, Normen und Standards hinsichtlich Barrierefreiheit und Blindenleitsystemen
Normen und Formen. Vieles kann man sicher in Millimeter oder Farbwerten angeben und definieren. Verschiedene Richtlinien helfen dabei, funktionierende Lösungen für Barrierefreiheit zu finden. Nur sind diese alle nur Empfehlungen – und jede(r) selbst dann gefordert, für die jeweilige Situation eine angemessene Antwort zu finden.
Die DIN18040 als eine Norm im baulichen Kontext will durch eine barrierefreie Gestaltung der Lebensräume allen Menschen – so weit wie möglich – ein selbst bestimmtes Leben ohne Hindernisse und grundsätzlich ohne fremde Hilfe ermöglichen. Egal ob es sich um behinderte, alte oder kranke Menschen oder Familien mit Kindern handelt.
Die DIN32986 regelt das Thema taktiler Beschriftungen von Handläufen und Türen bis hin zu tastbaren Lageplänen. Dies alles dient der Wegeleitung und Orientierung von blinden und sehr stark sehbehinderten Menschen. Diese Elemente ergänzen in der Regel die für Blindenleitsysteme eingesetzten Bodenindikatoren (Leitlinien), siehe auch Blindenleitsysteme nach DIN32984.
Die DIN1450 beschreibt eine leserliche Darstellung von Schriften. Darin berücksichtigt sind demografische Entwicklungen und die besonderen Bedürfnisse von Menschen mit Sehbehinderung. Der Anwendungsrahmen geht dabei um die Schrift im öffentlichen Raum hinaus.
Weitere Normen im deutschsprachigen Raum sind ÖNORM V 2102-1 für Österreich und Merkblatt 14/05 für die Schweiz. Unsere Produkte und Systeme erfüllen die Anforderungen und den vorgegebenen Standard:
- Kontrast
Um auch für Sehbehinderte allgemein und gut wahrnehmbar zu sein, müssen Infos kontrastreich in ihrer Anordnung gestaltet sein. - Schriftart und Größe
Infos sind in Brailleschrift oder erhabener Profilschrift durch Sonderzeichen und Piktogramme darstellbar. Wir setzen standardmäßig die im Auftrag des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverbandes entstandene Schriftart ein, die den Anforderungen in allen Punkten entspricht. - Beleuchtung
Blendungen, Spiegelungen und Schattenbildungen sind zu vermeiden. Dies erfüllen wir durch Nutzung von passendem Material und der optimalen Neigung von Beschriftungselementen. - Taktile Darstellung (Profil)
Bei Blinden ist der Tast- und Hörsinn meist stärker ausgeprägt. Taktile Hinweise werden so mit den Fingern, Händen und dem Langstock aufgenommen. Für eine akustische Wahrnehmung bzw. Unterstützung empfehlen wir unsere Indoor Navigation. - Zugänglichkeit
Schilder, Texte und Aushänge sind nur aus kurzer Distanz zu lesen bzw. zu tasten. Sie müssen auch für Rollstuhlfahrer zugänglich sein. Dies garantieren wir mit unseren durchdachten Produkten, z. B. einem unterfahrbarem Pultaufsteller (in der Praxis vielfach bewährt!).
Blindenleitsysteme: die Verbindung von Haptik und Ästhetik
Das Vermitteln und die Anzeige von Inhalten und die Ermöglichung von Orientierung für Blinde und stark sehbehinderte Menschen erfordert eine hohe Sensibilität. Textmengen müssen meist reduziert und Strukturen vereinfacht werden – bis auf ihre substanziellen Wesensmerkmale. Gleichermaßen verändern sich die Kriterien für Ästhetik – Schönheit kann von der Sichtbarkeit auf die Fühlbarkeit übertragen werden, durch Materialien und Oberflächen, die gut aussehen und sich gut anfühlen. Blindenleitsysteme dürfen aber natürlich auch gut aussehen:
Ein sich in die vorhandene Architektur fügendes Blindenleitsystem. Durchgängig von der Übersicht mit taktilen Grundrissen bis hin zu tastbaren Türschildern.
Funktionelle Blindenleitsysteme helfen, Hürden zu beseitigen
Wenn man nichts oder sehr schlecht sieht, verändert sich gewissermaßen auch die Weltsicht. Die Wahrnehmung verlagert sich auf andere Sinne – deshalb beispielsweise das Zwei-Sinne-Prinzip. Dies bedeutet, dass von den drei Sinnen Hören, Sehen und Tasten mindestens zwei angesprochen werden müssen! Blindenleitsysteme helfen somit zur Barrierefreiheit und dies führt dazu, Hürden zu beseitigen. Inklusion aber will mehr: nicht (nur) jedem das Seine, sondern allen das Beste, zusammen, miteinander. Bis hin zur Designqualität eines Blindenleitsystems. Das Übertragen von gestalterischen Aspekten bedeutet dabei dann eine gute Taktilität. Haptik wird so zu Ästhetik.
Die Technik hinter Blindenleitsystemen
Die Herstellung der Elemente eines Blindenleitsystems erfolgt direkt bei uns am Standort in Amberg. Moderne Technik, innovative Verfahren und unsere langjährige Erfahrung machen höchste Qualität möglich. Auf Wunsch erstellen und optimieren wir Ihre Daten für die reibungslose Verarbeitung Ihres Blindenleitsystems:
Einsatz von Edelstahlkugeln | Gefräster Kunststoff | UV Direktdruck |
Material
Wir verwenden nur hochwertiges Material, dass auf den jeweiligen Einsatzzweck optimiert ist. Dies ist bei uns Glas, Stahl, Aluminium, Edelstahl, Folie oder Kunststoff.
Realisierung von Blindenleitsystemen in Außen- und Innenräumen
Ein Blindenleitsystem mit entsprechenden Aufmerksamkeitsfeldern für Bodenleitsysteme ermöglicht Blinden und sehbehinderten Menschen die sichere Orientierung in einer unübersichtlichen, sich stets wandelnden Welt. Damit sind Blindenleitsysteme die Grundlage für Chancengleichheit und Teilhabe und Schutz vor gefährlichen Situationen (z. B. bei Treppen). Erst wenn alle Menschen, auch die mit Behinderung, die Chance haben, Ihren Weg selbst bestimmt zu gehen und Ihr Ziel zu erreichen, werden wir dem gesellschaftlichen Anspruch gerecht, Brücken statt Barrieren zu bauen.
Seit vielen Jahren erarbeiten wir passgenaue Lösungen im Bereich der Blindenleitsysteme. Als Experten für die barrierefreie Gebäudeausrüstung sind wir Ihr kompetenter Partner. Unsere Unternehmensgeschichte, die 1974 begann, schreiben wir heute als moderner Familienbetrieb mit über 100 Mitarbeitern fort. Europaweit sind wir einer der führenden Hersteller von Systemen für Blinde und sehbehinderte Menschen und leisten mit unseren Blindenleitsystemen einen entscheidenden Beitrag für die Barrierefreiheit. All unsere Produkte eignen sich für eine Anbringung außen (Outdoor) und innen (Indoor), freistehend (Raum, Straße, Garten usw.) und angebracht (Wand, Fassade usw.).
Blindenleitsysteme von Moedel – von der Hilfe bzw. Nachrüstung über den Ein- oder Neubau bis hin zu maßgeschneiderten Sonderanfertigungen
Sie haben Fragen? Oder es ist bereits ein Blindenleitsystem (von anderen Herstellern oder uns) vorhanden und Sie möchten dies ergänzen (einfaches Nachrüsten durch Folie zum Aufkleben)? Sie benötigen eine Sonderanfertigung? Sie sind Planer und suchen starke Partner an Ihrer Seite? Wir sind gerne für Sie da, Ihre Suche hat ein Ende. Ganz egal, ob es sich um ein einzelnes Gebäude oder einen ganzen öffentlichen Raum handelt. Gerne stellen wir Ihnen auch Broschüren mit weiteren Informationen zur Verfügung.
Noch Fragen zu Blindenleitsystemen? Kontaktieren Sie Ihren persönlichen Ansprechpartner Michael Arnold
Ihr Persönlicher Ansprechpartner
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Lexikon Blindenleitsystem
Die Themen Blindenleitsystem und Barrierefreiheit sind weit gefächert, umfangreich aufgebaut und verwenden viele Begriffe und Bezeichnungen. Diese können unterschiedliche Bedeutungen haben oder das Gleiche meinen. Zur besseren Leserlichkeit der vorangegangenen Texte wurden Mehrfachnennungen meist vermieden. Ebenso wurde meist nicht differenziert zwischen der Anwendung im Innen- oder Außenbereich. Dies möchten wir hier übersichtlich nachholen und versuchen, das ein oder andere zu erklären bzw. verständlich darzustellen. Ohne den Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben.
Bodenindikator
In Blindenleitsystemen eingesetztes Bodenelement mit genormten Profil zur Information und Orientierung für blinde und sehbehinderte Menschen. Bestehend aus Noppen (rund) und Streifen (länglich). Je nach Bauart und Abstand können diese einzeln oder zusammengefasst produziert und verlegt werden. Daraus ergeben sich dann weitere Bezeichnungen wie z. B. Platten, Noppenplatten, Rippenplatten, Rippen, Begleitstreifen, Noppenplatte, Streifen, Rippenplatte oder Rillen die alle das Gleiche meinen. Hier zeigen wir Ihnen die jeweils typische Funktion und deren Bedeutung:
Abzweigefeld bzw. Abzweigefelder:
quadratische Fläche aus Noppen, die auf Verzweigungen und Abknickungen hinweist.
Auffindestreifen:
Fläche aus Leitstreifen verlegt in Längsrichtung zum Finden von (in der Regel) seitlich gelegenen Zielen.
Aufmerksamkeitsfeld bzw. mehrere Aufmerksamkeitsfelder:
Fläche mit Noppen, die auf Informationen, Gefahren und Hindernisse weisen, die eine erhöhte Aufmerksamkeit benötigen, z. B. eine Treppe.
Richtungsfeld bzw. Richtungsfelder:
Fläche aus Leitstreifen, die die Gehrichtung bzw. die Hauptgehrichtung (an Querungsstellen) zeigen, der Verlauf weist in Gehrichtung der Querung bzw. der Ziele.
Sperrfeld:
wird ebenfalls aus Leitstreifen parallel verlegt und dient zur Absicherung eines Übergangs (z. B. an Haltestellen und Bahnsteigen).
Einstiegsfeld, Einstiegsfelder:
aus Leitstreifen verlegt kennzeichnen sie die Türen öffentlicher Verkehrsmittel (die auch an dieser Stelle halten sollten).
Überquerungsstelle bzw. Überquerungsstellen:
zeigen Wege über die öffentliche Straße zum weiteren Gehweg.
Oberfläche
Im Zusammenhang mit einem Blindenleitsystem hat der allgemeine Begriff Oberfläche immer die Bedeutung, die Zeichen für Menschen mit Sehbehinderung vom vorhandenen Untergrund abzuheben. Dies erfolgt mit speziell tastbaren Oberflächen, Farben und Höhenunterschieden. Ist die Untergrundfarbe des Blindenleitsystems z. B. Anthrazit, so sollte das Bodenelement sich farblich stark davon abheben, zum Beispiel durch die Verwendung der Farbe Rot.
Trapezprofil
Die im Rahmen eines Blindenleitsystems eingesetzte Schrift kann entweder in Braille (das sind die tastbaren Punkte) oder in lesbaren Zeichen dargestellt werden. Damit diese auch ertastet werden können, müssen sie erhaben dargestellt werden. Diese Erhebung wird in trapezform dargestellt. Unten ein starkes Fundament, das nach oben spitz zuläuft, aber eine Plattform hat.